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Manche Umwege führen zum Ziel

Wie wir unsere Route änderten und unser neues Zuhause fanden

Wenn das Leben ruft muss man manchmal die Segel neu setzen
Wenn das Leben ruft muss man manchmal die Segel neu setzen

In dem Vertrauen loszufahren, dass am Ende alles gut wird, ist vielleicht nicht jedermanns Sache. Vielleicht ist es mutig. Ich weiß es nicht.  Am Ende ist es wahrscheinlich einfach das, was wir tun mussten. Wir bekommen ziemlich viele Rückmeldungen zu unserem Abenteuer. Viele können es sich nicht so gut vorstellen alles zu kündigen, einen Van zu kaufen, ein paar Dinge und die Kinder einpacken und einfach losfahren. Ok. Zugegebenermaßen haben wir uns natürlich mehr als die paar Gedanken  gemacht. Aber ein bisschen fühlt es sich trotzdem so an. Eine grobe Route und viel Spannung und Vorfreude im Gepäck...sonst nichts? Doch! Die Gewissheit, dass sich am Ende alles so findet, wie es für uns gut sein wird. Und das ist scheinbar das größte Gut, das wir auf der Reise dabei haben. Woher diese Gewissheit kommt? Genau sagen kann ich das natürlich nicht. Aber vielleicht ist es ein Stück Urvertrauen, das nicht verloren ging und die Erfahrung, die wir bisher als Familie gemacht haben: Die Aufgaben, die uns das Leben bisher gestellt hat waren nicht immer einfach aber am Ende haben wir immer eine Lösung gefunden, die sich für uns als Familie gut angefühlt hat. Und das ist uns so wichtig: Nicht aufgeben, bis das Herz sagt: Danke, so fühlt es sich richtig an. Eine Herzensangelegenheit also. In letzter Zeit haben wir wieder vermehrt darüber nachgedacht, was unsere Herzen so wollen, was uns eigentlich glücklich macht und was wir uns für die Zeit nach der Reise so vorstellen. Oje, so ein langes Vorwort...Aber ich komme such gleich zu unserem Umweg. Nur nochmal kurz zu unserer Einstellung: Wir versuchen unserem Herzen zu folgen. Diese Reise ist für uns natürlich auch ein großes Abenteuer aber eben auch eine Herzensangelegenheit. Deswegen hätte es sich für uns auch einfach falsch angefühlt, nicht alles hinter uns zu lassen und einfach loszufahren. Ist das also Mut? Ich weiß es immernoch nicht, aber prinzipiell halte ich uns nicht für sonderlich mutig. Vielleicht ärgert es mich auch ein bisschen uns als mutig zu beschreiben, weil das auch immer ein bisschen impliziert, dass wir so etwas machen können, weil wir eben mutig sind – Punkt. Aber genau das glaube ich nicht. Ich glaube es ist etwas anderes, was wir gut können: Auf unser Herz hören. Und das ist es auch, was wir gerne weitergeben möchten. Zum einen natürlich an unsere Kinder, aber auch an all die lieben Menschen, die hier unseren Blog lesen ;) Trotzdem ist so ein radikaler Schnitt und das Losfahren ohne konkrete Sicherheiten (neben der Sicherheit, dass sich für uns etwas gutes Ergeben wird), sicher nicht für jeden das Richtige.  Aber ich denke jeder macht etwas, was aus der Sicht eines anderen ganz schön mutig ist, wenn er seinem Herzen folgt. 

 

Warum ich das jetzt so lange erklärt habe, wo es in dem Artikel doch eigentlich um die Erklärung unserer Routenänderung gehen soll? Weil genau dieses Herzensgefühl der Auslöser für den Umweg war. Wir haben auf unser Herz gehört und es hat sich – mal wieder – ausgezahlt. 

Leuchttürme weisen uns den Weg
Leuchttürme weisen uns den Weg

 

Also ganz von Vorne: 

In unserer alten Wohnung wohnen inzwischen andere Leute und wir sind momentan in unserem Van glücklich zuhause. Ganz nach dem Motto „Home is where you park it“ und natürlich auch, weil wir zusammen als Familie auch immer nach dem Motto „Home is where the heart is“ leben.  Aber für uns ist auch klar, dass wir keine Weltenbummler-Familie werden, die immer unterwegs ist, die Kinder zuhause unterrichtet und das Normadenleben als Full-time-Lifestyle etabliert. Wir möchten, dass Mio in die Schule kommt und wir dann auch wieder ein Zuhause haben. Das war der ursprüngliche Plan und es fühlt sich auch immernoch richtig an. Zusammen mit den Kindern haben wir schon länger ein bisschen geträumt, wie wir am liebsten wohnen würden. Marius möchte gerne irgendwo hin, wo es Berge gibt, Lasse möchte gerne einen Garten, Mio möchte irgendwo hin, wo er Kaninchen haben kann, und ich will gerne Gemüse anbauen und gerne in Baden-Württemberg bleiben - und das ganze dann bitte bezahlbar, am Besten mit netten Leuten in der Nachbarschaft und irgendwie auch noch schön :D Träumen darf man ja, oder? Aber einer meiner absoluten Lieblingssprüche ist : „Sei vorsichtig, was Du Dir wünschst, es könnte in Erfüllung gehen“. Und genau das ist uns passiert! Wir wissen jetzt, wo wir nach unserer Reise Zuhause sein werden. Eine Reihe von Zufällen hat uns dorthin geführt und manchmal fällt es schon schwer das Wort ‚Schicksal’ nicht zu verwenden, auch wenn ich eigentlich nicht so richtig daran glaube. An einem Abend in unserem Van wollte ich einfach so ein bisschen nach Wohnungen schauen. Dabei ist mir aufgefallen, dass man bei den üblichen Immobilien-Websites die Suche immer auf einen Ort (mit Umkreis) beschränken muss. Wie unpraktisch für unseren Suchradius, der immerhin ja Baden-Württemberg – weit sein sollte. Also habe ich einfach mal unsere Suche bei Ebay-Kleinanzeigen eingegeben. Ein bisschen absurd so früh nach einer Wohnung zu suchen...und dann noch auf Ebay Kleinanzeigen...meinte Marius. Aber ich bin dann zufällig über diese Suchanfrage gestolpert, in der 2 Familien eine weitere Familie für eine Familien-WG suchten. Die Anzeige hat uns direkt abgeholt und wir haben einfach mal geschrieben. Eigentlich hatten wir direkt eine Absage, weil wir erst ab August suchen aber dann haben wir uns ein bisschen ausgetauscht, und telefoniert. Dann kam die Einladung, einfach mal ein paar Tage zu kommen und zu schauen, ob wir uns wirklich so gut verstehen, wie es bis dato schien. Und am Ende hat unser Herz gesagt: Ja es sind 900km Umweg aber das ist eine riesen Chance! 

Ein schönes, aber manchmal kaltes Wochenende mit Freunden an der holländischen Nordseeküste
Ein schönes, aber manchmal kaltes Wochenende mit Freunden an der holländischen Nordseeküste

Also haben wir die Niederlande, bis auf ein, sehr schönes Wochenende mit Freunden, geskippt, und haben uns auf den Weg gemacht, die sechs Leute aus dem wunderschönen Haus mit traumhaftem Hof und Garten kennenzulernen. Wir waren alle ganz schön aufgeregt, aber die Fahrt dorthin war wohl bisher einer der entspanntesten Streckenabschnitte, die wir bisher hatten. Als wir das bei unserer Ankunft erzählt haben, kam direkt die Antwort: „Dann sollte es vielleicht auch einfach so sein!“ Und genau so hat es sich auch angefühlt. Insgesamt haben wir 3 Tage dort verbracht und uns eigentlich gar nicht so gefühlt als wären wir zu Gast. Ich weiß nicht, wie viel wir in den 3 Tagen über Dinge geredet haben, die uns wichtig sind, über große und kleine Herzensangelegenheiten, über Kindererziehung und Essgewohnheiten aber auch über Konfliktlösungen und problematische Situationen. Den Kindern hat es unglaublich gut gefallen und so konnten wir als Fazit nur ziehen, dass es uns einfach überwältigt hat, dass 900km mehr vielleicht auch einfach kein Umweg sind. Wir durften Menschen kennenlernen, die genauso versuchen auf ihr Herz zu hören, wie wir es tun. Diese Tage waren für uns sehr bereichernd und so haben wir das gute Gefühl, was wir dort hatten, einfach eingepackt und mitgenommen, als wir wieder gefahren sind. 

Emil und sein Uropa in Hamburg
Emil und sein Uropa in Hamburg

Wir waren uns alle ziemlich schnell einig, dass wir es uns als Familie sehr gut vorstellen können in dieser Gemeinschaft zu leben. Als dann der Anruf kam, dass wir in die WG einziehen können, konnten wir es am Anfang gar nicht glauben. So viel Glück kann man ja gar nicht haben, oder? Wir freuen uns unglaublich, dass so viele glückliche Zufälle (das Schicksal?) uns mit so tollen Leuten zusammengeführt und wir ein für uns perfektes Zuhause gefunden haben.  Die neue Wohnform einer Familien-WG wird für uns sicher spannend. Wir sehen sehr viele Vorteile in dieser Wohnform und freuen uns auf das kreative Gestaltungs- und Entwicklungspotential.Nach den 3 Tagen, die uns sehr viel positive Energie und Kraft gegeben haben, sind wir wieder aufgebrochen, um in den zweiten Teil unserer Reise zu starten. Unser Weg führte uns erstmal über Frankfurt nach Hamburg. Dort haben wir 2 Tage mit vielen Verwandschaftsbesuchen verbracht. Es war schön alle zu sehen und einen zusätzlichen Halt im sonnigen Hamburg zu haben. 

Das Legoland in Billund - beeindruckende Bauten aus Lego
Das Legoland in Billund - beeindruckende Bauten aus Lego

Von Hamburg aus ging es weiter ins Legoland nach Billund gefahren. Wir hatten den Kindern schon zuhause versprochen, dass wir dort einen Zwishenstopp einlegen würden. Wir waren noch nie mit den Jungs in einem Freizeitpark, deswegen konnten sie sich eigentlich nicht so richtig vorstellen, was sie erwarten würde. Das wurde uns erst so richtig bewusst, als wir dort ankamen. Außer einem Karussell haben die Kinder noch nie ein Fahrgeschäft erlebt und so gab es richtig viel zu entdecken. Das Legoland ist total auf kleinere Kinder eingestellt, was für die beiden natürlich ziemlich cool war. Mio war schon groß genug, um alles mitzumachen und auch für Lasse gab es nicht viel, was er noch nicht durfte. Wir haben dort zwei spannende und aufregende Tage verbracht, weil es praktischerweise nicht viel mehr gekostet hat für 2 Tage ins Legoland zu gehen und eine Nacht auf dem Legolandcampingplatz zu übernachten, als einen Tag Eintritt zu bezahlen. Das hat den ganzen Aufenthalt dort deutlich entspannt, zudem wir unter der Woche dort waren und somit wirklich nicht sehr viel los war. Die Kinder haben das Legoland und den Trubel geliebt, aber trotzdem waren wir froh, nach zwei Tagen auch wieder in der Natur schlafen zu können. 

Für solche Ausblicke lieben wir das reisen mit unserem Waldemar
Für solche Ausblicke lieben wir das reisen mit unserem Waldemar

Von Billund aus führte uns unser Weg nach Hirtshals und dann mit der Fähre nach Norwegen und schlussendlich nach Oslo, wo wir Freunde besuchten, den norwegischen Naionalfeiertag erlebten und die Stadt entdeckten. Das waren spannende aber nach dem ganzen Trubel der letzten 2 Wochen auch ganz schön anstrengende Tage. Jetzt sind wir momentan für eine Woche im Ferienhaus von unseren Freunden am Oslofjord. Wir genießen die Ruhe, entspannen uns, sortieren uns, und den Van und planen unsere weitere Norwegentour Richtung Norden. Am Wochenende kommen die Freunde auch hierher, das wird bestimmt nochmal schön! Außerdem bekommen wir am Wochenende auch noch Besuch von „Onkel Jan“, der uns für knapp 2 Wochen auf unserer Reise begleiten wird. Wir freuen uns, dass am Montag unser „Vanlife“ wieder richtig anfängt und es für uns wieder ab in die Natur geht!

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Kommentare: 1
  • #1

    Julia (Montag, 08 Juli 2019 13:04)

    Wow, das klingt wahnsinnig toll! Eine Herzensreise mit der Gewissheit, dass alles gut wird ist eine sehr schöne und passende Beschreibung, die auch auf unsere Reise passt! Ich wünsche euch alles gute und viel Freude weiterhin „on zur road“!
    Julia von vier_in_eins