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Norwegen - Erste Eindrücke

Ein kalter Start in ein wunderschönes Land

Onkel Jan und Lotte kommen zu Besuch

Nächstes Mal ist Tante Marlen hoffentlich auch dabei
Nächstes Mal ist Tante Marlen hoffentlich auch dabei

Kaum haben wir uns von Lise, Tom und Emrik in Oslo verabschiedet, folgte der nächste Besuch: Jan kam mit Hund Lotte für eine Woche zu uns und begleitete uns auf unserem Roadtrip.

Nachdem wir fast 3 Wochen hauptsächlich Freunde und Verwandte  besucht und kaum im Van geschlafen hatten, startet unser Vanlife also wieder richtig. Bisher hatten wir von Norwegens Natur kaum etwas gesehen und so sind wir voller Vorfreude aufgebrochen, um das Land zu entdecken.

Für uns war es unheimlich schön, dass Jan uns für eine Woche begleitet hat. Wir haben viele gemeinsame Erfahrungen und Erlebnisse gemacht und für uns war es eine Bereicherung und die Kinder haben es geliebt mit Lotte und Jan zu spielen.

Von Oslo nach Bergen

Wunderschöne Landschaften säumten unseren Weg
Wunderschöne Landschaften säumten unseren Weg

Die Route von Oslo nach Bergen soll eine der schönsten Strecken in Norwegen sein. Der Weg führte uns durchs Hinterland. In der ersten Nacht übernachteten wir auf einem einsamen Wanderparkplatz an einem kleinen Fjord, nicht sehr weit von Oslo entfernt. Am nächsten Morgen waren wir sehr überrascht, weil sehr viele Leute zum wandern dorthin gekommen waren. Inzwischen wissen wir, dass man viele Wanderungen noch gar nicht machen kann, weil einfach noch zu viel Schnee liegt. Daher ist auf manchen Wanderwegen recht viel los. An den ersten beiden Tagen mit Jan hatten wir ziemlich schönes Wetter und haben das auch in vollen Zügen genossen.

Als wir am Nachmittag des zweiten Tages noch ein Stück fahren wollten, wurden wir aber völlig überrumpelt. Wir hatten uns die Strecke, die zu fahren war, zwar auf der Karte angeschaut, aber keiner von uns achtete auf die Höhenmeter. Als wir dann im Hinterland auf ca. 1000m Höhe ankamen, lag plötzlich eine, für uns völlig surreale, Landschaft aus Eis und Schnee vor uns. Die karge Landschaft des Hardangervidda erstreckte zeigte sich uns in ihrer vollen Pracht.

Ein zugefrorener See - Es war wunderschön
Ein zugefrorener See - Es war wunderschön

Die Seen waren teilweise noch so dick zugefroren, dass wir darauf laufen konnten, es lag Schnee und es war natürlich auch um einiges kälter geworden. Noch nie vorher haben wir so hohe Stäbe an der Seite der Straße gesehen, wie hier. Aber von denen ist dort im Winter wohl nichts mehr zu sehen. Wir durften erfahren, dass dort im Winter die Straße manchmal gesperrt werden muss und das, obwohl dort die modernsten Schneefräsen der Welt eingesetzt werden. Nach einer kleinen Schneeballschlacht und der ausgiebigen Betrachtung von Rentierspuren im Schnee haben wir dann bei -1°C die Nacht verbracht... gut, dass wir eine Heizung im Van haben. Am nächsten Tag sind wir also lieber schnell wieder ein par Höhenmeter runter gefahren - obwohl schnell... die norwegischen LKW Fahrer würden wohl eher sagen wir sind gekrochen! Die sind die schmalen Straßen nämlich so schnell gefahren, dass wir manchmal sogar anhalten mussten, um sie vorbeizulassen. Jetzt sagen wir immer, wenn wir z.B. noch eine Stunde Fahrt vor uns haben: im LKW wären wir in 30 Minuten da. :D Die Landschaft hat sich rasend schnell wieder verändert und sobald wir ein bisschen runtergefahren waren, lag kaum noch Schnee und alles sah auch gleich viel bewohnter aus. Unser Ziel war ein Parkplatz am Vøringsfossen, einem der bekanntesten Wasserfälle Norwegens. Hier sind wir auch das erste Mal mit dem norwegischen Kreuzfahrttourismus in Kontakt gekommen, aber dazu später mehr. Wir haben uns auf eine Wanderung begeben, die zwar nur 2,6 km lang war aber vor allem für Lotte und die Kinder war es teilweise ziemlich herausfordernd. Wir sind also insgesamt fast 3 Sunden gewandert. 

Auf der Wanderung mussten manchmal ganz schön klettern
Auf der Wanderung mussten manchmal ganz schön klettern

Der "Weg" führte uns über Geröllfelder durch eine tiefe Schlucht an den Fuß des Wasserfalls. Die Berge um uns herum waren sehr imposant und die Natur war einfach nur wunderschön. Auf dieser Wanderung haben wir nicht sehr viele Menschen getroffen und so hatten wir einen traumhaft schönen Vormittag nur für uns. Am Nachmittag fanden wir einen schönen Patz direkt am Eidfjord, und konnten nochmal die warme Sonne genießen. Uns ist aufgefallen, dass es in Norwegen so viel Natur gibt, wie wir es definitiv nicht gewohnt sind. Manchmal fällt es richtig schwer Entfernungen abzuschätzen, wenn keine Häuser o.ä. in Sichtweite sind. Norwegen ist somit für uns an mancher Stelle schon zum Land der optischen Täuschungen geworden. Zum Beispiel hier am Fjord hätten wir alle wetten können, dass man da locker mal eben rüberschwimmen könnte. Dabei war die Stelle über 2 km breit. Das ist uns erst aufgefallen als ein Kreuzfahrtschiff, das wir vorher schonmal gesehen hatten plötzlich superklein aussah. Verrückt, oder?

Vom nächsten Tag an waren Regen, Schnee, Wind und Kälte unsere steten Begleiter. Wir haben trotzdem versucht so viel wie möglich draußen zu sein, was dann aber zur Folge hatte, dass ständig alles nass war. Hier sind wir auf das erste größere Tief unserer Reise gestoßen, an dem wir auch kurzzeitig überlegten die Route zu ändern. An dem Punkt, an dem klar war, dass unsere nassen Sachen in den nächsten paar Tagen sicher nicht trocknen würden, waren wir froh über unsere Reisebegleitung, Jan. Ganz entspannt sorgte er immer wieder für gute Laune bei den Kindern und uns. Trotzdem war diese länger andauernde Nässe und das kalte Wetter eine ziemliche Herausforderung. Wir haben unsere weitere Route dem Wetter etwas angepasst und werden jetzt auch erstmal nach Schweden fahren, um in ein paar Wochen vielleicht nochmal nach Norwegen zu kommen. Dann Hoffentlich mit etwas Sonnenschein!

Schnee und Regen haben zwischendurch an unseren Kräften gezehrt
Schnee und Regen haben zwischendurch an unseren Kräften gezehrt

Als wir also im strömenden Regen in Bergen ankamen, haben wir uns die alte Hafenstadt nur ganz kurz angeschaut und dann bei einer großen Tasse Kaffe und Kakao überlegt, wie wohl die weitere gemeinsame Route aussehen soll. Wir Entschieden uns nach 

Flåm zu fahren, weil es dort immerhin ein bisschen wärmer sein sollte und wir außerdem einen Platz finden wollten, an dem ein schöner Geburtstagsausflug für Lasse möglich war. In Flåm erlebten wir dann auch den Kreuzfahrttourismus wieder. Wir haben Norwegen bisher als sehr einsames, dünn besiedeltes und wunderschön natürliches Land kennengelernt. An so vielen Orten haben wir unberührte Natur gesehen und waren auch immer wieder erstaunt darüber, wie sehr die Norweger auf die Natur in ihrem Land Acht geben. Unser Weg hat uns an ein paar Touristen-Attraktionen vorbeigeführt und immer wieder sind wir auf Kreuzfahrtschiffe und den damit verbundenen "Speed-Tourismus" gestoßen. Unsere Art zu Reisen würden wir eher als "Slow-Travel" bezeichnen und das passte oft nicht gut zusammen. Die Orte sind nicht auf Reisende wie uns ausgelegt. Für uns und die Kinder war es manchmal schwer den anderen Rhythmus anzunehmen. Zudem finden wir, dass man es durchaus kritisch betrachten sollte, dass die Kreuzfahrtschiffe weit in die Fjorde fahren und sicherlich einen nicht unbedeutenden Abdruck im Ökosystem Norwegens hinterlassen. Auf der anderen Seite leben viele Norweger genau von dieser Art von Tourismus, was man auch nicht unbeachtet lassen darf. Gleichzeitig haben wir aber auch immer wieder an den Touristen Hotspots Menschen getroffen, die die Touristen auf das Thema Umweltschutz und "Slow-Travel" aufmerksam gemacht haben. Zudem haben wir des öfteren den Wunsch vernommen, dass die Touristen mehr mit den Einheimischen in Kontakt kommen... Ich möchte darauf nicht unbedingt viel intensiver eingehen aber ich finde, dass das ein Thema ist, über das man sich vielleicht mal Gedanken machen könnte, zum Beispiel, wenn man das nächste mal irgendwo im Wartezimmer sitzt.

 

Lasses Geburtstag in Flåm

Wie schön, dass Du geboren bist...!
Wie schön, dass Du geboren bist...!

Da für Lasses Geburtstag erst ab nachmittags regenfreies Wetter angesagt war, überlegten wir uns, nach einem leckeren Geburtstagsfrühstück, für den Vormittag einen Ausflug. Berühmt ist in Flåm die alte Eisenbahnlinie, die zum kleinen Bergdorf Myrdal führt. Man fährt durch ein wunderschönes Flusstal, in dem ein reißender Fluss bis in den Aurlandsfjord fließt. Auf der Stecke fährt man durch 20 kleine Tunnel. Was daran so besonders ist? Nunja zum einen fährt man einfach durch eine wunderschöne Gegend aber zum anderen war der kleine Ort Flåm bis in die frühen 1900er Jahre fast komplett von der Außenwelt abgeschnitten. Erst mit dem Bau der Eisenbahnlinie 1941 wurde eine stetig vorhandene Infrastruktur errichtet. 18 der 20 Tunnel wurden von Hand in die Berge geschlagen. Für jeden Meter Tunnel haben die Menschen ca. einen Monat lang gearbeitet. Aber genug dazu.

Die Fjorde in Norwegen sind traumhaft
Die Fjorde in Norwegen sind traumhaft

Die Kinder waren während der Eisenbahnfahrt am meisten vom reißenden Fluss und den vielen Wasserfällen begeistert, die den Weg säumten. Oben angekommen fuhren eigentlich alle einfach wieder mit der nächsten Bahn nach unten. Zugegebenermaßen: das Wetter war alles andere als gemütlich aber wir wollten trotzdem einmal wenigstens kurz ein bisschen die Gegend erkunden. So machten wir uns also auf und sind eine Stunde durch leichtes Schneetreiben gelaufen. Vor allem die Kinder und Lotte hatten viel Spaß: Es wurden Schneebälle geworfen und gefangen, im kleinen Bach entlanggelaufen und Stöcke und Steine in den Fluss geschmissen und wieder herausgeholt. Nach diesem kurzen Besuch im Winterwonderland waren wir aber auch ganz froh, uns bei der Rückfahrt wieder aufzuwärmen. Zurück im Tal, tranken wir Kakao getrunken und aßen Geburtstagskuchen. Danach fuhren wir in schöneres Wetter an einen wundervollen, einsamen und von einer unglaublichen Aussicht gekrönten, Übernachtungsplatz. Hier wurden dann die neue Frisbee und das neue Fernglas gleich intensiv getestet, bevor es dann nach einem leckeren Geburstagswunschessen (Nudeln mit Tomatensoße) glücklich ins Bett ging. 

Wir müssen zugeben, die Organisation eines Schlechtwettergeburtstags war im Van schon eine große Herausforderung aber wir haben das Gefühl, dass wir es gut hingekriegt haben. Für Lasse war es ein wunderschöner Tag und das ist das wichtigste!

vom Aurlandfjord nach Molde - Jetzt gehts alleine weiter

Einer unserer schönsten Übernachtungsplätze der Reise
Einer unserer schönsten Übernachtungsplätze der Reise

Am Aurlandsfjord haben wir uns nach einer kleinen Wanderung wieder von Jan und Lotte verabschiedet. Es war so schön die beiden für eine Weile bei uns zu haben. Danke, dass ihr da wart! Nachdem wir dort oben am Fjord auch nochmal Schnee erlebt hatten war unser großes Ziel für die nächsten Tage nicht mehr so weit hoch zu fahren und vielleicht auch irgendwo die Sonne zu finden. Das hat im Prinzip auch ganz gut geklappt. Einmal sind wir noch über eine schneereiche Hochebene gefahren, aber da sind wir dann einfach nicht ausgestiegen. Völlig begeistert davon, wie sich die Landschaft immer wieder gewandelt hat sind wir schließlich durch den Jostedalsbreen Nationalpark gefahren. Hier waren wir vor allem vom Gletscher völlig begeistert. Lustigerweise sind wir eher zufällig dort vorbeigekommen und haben dann gemerkt, dass er ein ziemliches Naturwunder und eine große Touristenattraktion ist. Aber zum Glück haben wir auch hier wunderschöne einsamere Stellen und Übernachtungsplätze gefunden. Der Gletscher bedeckt 474 Quadratkilometer der Landesfläche von Norwegen. Allein das ist schonmal ziemlich beeindruckend. Es gibt 28 Ausläufer des Gletschers, von denen man einige sehen kann. Den Gletscher selbst, oben auf der Hochebene, kann man nicht sehen. Ganz schön erstaunlich, oder? Es gibt keinerlei Aussichtspunkte oder sonstige Besichtigungsstellen... wir haben uns gefragt, ob das bei uns wohl auch so wäre. Was uns auch ganz schön erstaunt hat ist, dass das Eis oben bis zu 500m dick ist. Wir können uns diese Größenverhältnisse überhaupt nicht vorstellen. Mio und Lasse waren ziemlich erstaunt darüber, dass so viel Eis einfach das ganze Jahr über auf dem Berg bleibt. Am liebsten wären sie ganz nah hingewandert aber nachdem wir, in sicherer Entfernung, eine Eislawine beobachten konnten, waren sie auch ganz glücklich ein Stück weiter weg zu bleiben.

Anschließend führte uns unser Weg in Richtung Geirangerfjord. Einer der schönsten Fjorde Norwegens. Es gibt am Wasser keine Straßen und so kann man auch hier wieder das Zusammentreffen von atemberaubender Natur und dem Kreuzfahrttourismus spüren. Wir haben trotzdem auch selbst eine ganz kleine Bootsfahrt durch den Fjord gemacht und danach noch eine kleine Wanderung an einem der Wasserfälle unternommen.

Es ist schon sehr erstaunlich, wie viel Wasser es hier überall gibt. Das Autofahren wird hier auch nie langweilig, weil man überall entweder einen Fjord, einen See, einen wilden Fluss, einen Wasserfall oder Schnee sieht. Es macht uns allen Spaß das unterwegs zu entdecken.

Die ersten Sonnenstrahlen

Der erste regenfreie Abend
Der erste regenfreie Abend

Als wir auf unserer Fahrt schließlich nach Molde kamen, war klar: Eigentlich ist alles nass und wir müssen irgendwie den Bus wieder trocken bekommen. Außerdem galt es noch ein Leck am Wassertank zu beheben. All dies hatte in den letzten Tagen an unseren Kräften gezehrt. Also hieß es für uns 2 Tage Pause auf einem Campingplatz. Einmal alles waschen und trocknen und die Regenpausen möglichst gut ausnutzen, um den Van  wieder aufzuräumen. Wir haben gemerkt, wie sehr man auf der Reise vom Wetter abhängig ist und, dass unserer lockerer Flow, den wir bisher einfach leben konnten, bei länger andauerndem Regen plötzlich gar nicht mehr so einfach ist. Außerdem haben wir auch gemerkt, wie sehr man seine eignen Ansprüche an die Verhältnisse anpasst. Die Aussicht auf einen trockenen Tag, an dem es ca 15°C werden sollte, löste bei uns ein Gefühl unendlicher Dankbarkeit aus. Und als wir vom Campingplatz wieder losfuhren, war der Bus wieder trocken und wir wieder entspannter.

Als wir dann noch am nächsten Tag bei wunderbar warmem Wetter aufwachten und fast den ganzen Tag in der Sonne an einem kleinen See gespielt, gebadet und einfach draußen entspannt hatten, war unsere gute Laune wieder komplett hergestellt. 

Jetzt ist also alles wieder sauber, trocken und glücklich. Morgen fahren wir nach Schweden und falls es jetzt wieder regnet, wissen wir jetzt immerhin, dass irgendwann die Sonne auch wiederkommt und sogar hier im Norden auch richtig warm sein kann.

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